Dienstag, 22. Mai 2018

Themenwoche Serienmörder - Das Phänomen


Wenn die Menschen von Serienmördern hören oder lesen, dann ist immer eine gewisse Faszination zu beobachten. Aber was macht dieses Phänomen aus? Warum fühlen wir uns von diesem Horror angezogen? Sind es Ängste, die in uns geweckt werden und den Adrenalinpegel nach oben treiben? Ich weiß es nicht, denn ich bin kein Fachmann. Fakt ist aber das Mord so alt ist wie die Menschheit, z.B. Kain und Abel. Aber auch den Serienmord gibt es schon seit Jahrhunderten. Was liegt also näher das sich auch die Literatur oder Filmwelt dessen annimmt. Schon als die Bilder laufen lernten wurde zur Stummfilmzeit ein erster Film mit einem Serienmörder gedreht. "Das Cabinet des Dr. Caligari" aus dem Jahr 1920 gilt dabei als Meilenstein der Filmgeschichte. Der Erfolg verhalf der deutschen Filmindustrie nach dem 1. Weltkrieg zu großem Ruhm und in Hollywood blickte man damals noch neidisch nach Babelsberg. Aber nicht nur ernst wurde das Thema verfilmt. Ein Klassiker ist sicherlich der 1944 entstandene amerikanische Streifen "Arsen und Spitzenhäubchen". Ein Komödie mit schwarzem Humor bei der zwei alte Damen im wahrsten Sinn des Wortes einige Leichen im Keller haben. Gary Grant spielte dabei ihren Neffen Mortimer. Er spendete damals seine komplette Filmgage von 100000 Dollar dem U.S. War Relief Fund. Aber auch in den goldenen 50er Jahren entstand nach dem Drehbuch von Friedrich Dürrenmatt einer der für mich vielleicht besten Schwarzweißfilme eines Serienmörder in schweizerisch-deutsch-spanischer Kooperation. "Es geschah am hellichten Tag" aus dem Jahr 1958 mit Heinz Rühmann, Siegfried Lowitz und Gerd Fröbe in den Hauptrollen als vorzügliche Darsteller, ein Film schon damals mit hoher Spannung. Die Darstellung des Kindermörders Schrott verhalf Gerd Fröbe auch zu seiner Rolle als James Bond Bösewicht Goldfinger. Als die Zeit der Slasher-Filme in den 70er Jahren begann, gab es vorwiegend aus den USA viele Verfilmungen, die fiktive Serienkiller hervorbrachte, deren Namen auch heute noch jedem ein Begriff sind: Michael Myers, Jason Voorhees, Hannibal Lecter, Norman Bates, John Ryder, um nur einige davon zu nennen.
Dank Hollywood gilt Thomas Harris' erschaffener Hannibal Lecter als Inbegriff des infernalischen Serienmörder. "Das Schweigen der Lämmer" ist seit mehr als 25 Jahren Kult. Der Film wurde damals mit fünf Oscars ausgezeichnet und war an den Kinokassen ein voller Erfolg. Aber auch in der Buchwelt wurden damit große Erfolge erzielt. Das Genre Krimi und Thriller bringt jedes Jahr psychopathische Serienkiller hervor, denn der Krimi lebt von dem Auf und Ab der Gefühle. Ängste und Emotionen werden erzeugt, Spannung dadurch hochgehalten.
Aber was fasziniert Menschen an Serienmörder im realen Leben? Nehmen wir zum Beispiel den österreichischen Frauenmörder Jack Unterweger. Nach seiner Verurteilung wegen Mord 1976 zu lebenslanger Haft begann er im Gefängnis zu schreiben. Mann nannte ihn "Häfenliterat" oder "Knastpoet". Auch in den USA wurde er als "Jack the Writer" bekannt. Sogar mit einem Literaturpreis wurde er geehrt und 1990 dann als resozialisiert auf Bewährung freigelassen. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis hofierte die High-Society ihn und er verdiente gut an seinem Wirken. Aber sechs Monate nach seiner Entlassung begann eine Serie von Morden an Prostituierten. Unterweger geriet erneut in Verdacht und wurde 1992 in Miami vom FBI festgenommen. Mittels eines zum ersten Mal zugelassenen DNA-Gutachten bei Gericht und das er zu allen Zeiten für Lesungen an den Tattagen in den jeweiligen Regionen ohne Alibi war (was man nicht mehr mit Zufall erklärte), wurde er am 29. Juni 1994 von einem Grazer Gericht wegen 9-fachen Mordes erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Diesmal ohne die Möglichkeit einer Strafaussetzung auf Bewährung. Zwei weitere Fälle konnten ihm nicht bewiesen werden. Noch in der selben Nacht beging er in der Justizanstalt Graz-Jakomini Selbstmord durch Erhängen mit der Kordel seiner Jogginghose. Der Knoten, an dem er sich erhängte, war auf dieselbe Weise geknüpft wie die Schlingen, die um die Hälse der Prostituierten gelegt worden waren. Das Urteil gegen Jack Unterweger ist aufgrund seines Todes nie rechtskräftig geworden.
Forscht man im Lebenslauf von Serienmördern findet man heraus das diese häufig selbst Opfer ihrer Herkunft sind. Meist wurden sie von Verwandten missbraucht und misshandelt, wuchsen ohne Liebe auf. Das rechtfertigt in keinerlei Weise ihre Taten, aber es macht einem manchmal einiges begreifbarer. Ted Bundy, einer der bekanntesten Serienmörder der USA, zeigte sich in einem Interview mit einer Zeitung verblüfft darüber, dass seine Morde überhaupt aufgefallen waren. Er konnte nicht begreifen, dass die Menschen die er getötet hatte irgendjemandem fehlten. Er hatte die Amerikaner immer als Leute empfunden, die ihre Mitmenschen wie Unsichtbare behandelten. Amerika war für ihn ein Ort der Unsichtbaren.
Darum möchte ich meine Themenwoche "Serienmörder" mit einem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry beenden:
 
"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

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